09.09.2004 - Gesellschaft
Freunde
erkennen sich sofort
Urteil
zur Art der Beziehung zu einem anderen Menschen fällt schon nach
Minuten
Die
ersten Minuten beim Kennenlernen entscheiden, ob sich zwischen zwei
Menschen eine enge Freundschaft entwickelt oder lediglich eine
lockere Bekanntschaft. Dass der erste Eindruck häufig
entscheidend ist, wissen Psychologen bereits länger. Doch das
Urteil wird viel schneller gefällt als angenommen und bestimmt
den weiteren Verlauf der Bekanntschaft, haben amerikanische
Kommunikationswissenschaftler herausgefunden. Das berichtet die
Staatsuniversität von Ohio in
Columbus.
Artemio
Ramirez von
der Staatsuniversität Ohio in Columbus und sein Kollege Michael
Sunnafrank von der Universität Minnesota in Duluth rekrutierten
für ihre Untersuchung insgesamt 164 Studienanfänger. Sie
wiesen die Teilnehmer jeweils einem gleichgeschlechtlichen
Studienkollegen zu, den sie bis dahin nicht kannten. Die Studenten
sollten sich einander vorstellen und hatten entweder drei, sechs oder
zehn Minuten Zeit, sich zu unterhalten.
Nach
diesem ersten kurzen Kennenlernen mussten die Probanden anhand von
Fragebögen beurteilen, wie positiv sie die künftige
Beziehung mit der neuen Bekanntschaft einschätzten, welche
Gemeinsamkeiten sie hätten und wie sehr sie den anderen mögen.
Außerdem sollten sie kurz abschätzen, ob sich eine
flüchtige Bekanntschaft, eine zwanglose Bekanntschaft, eine
Bekanntschaft, eine enge Bekanntschaft, eine Freundschaft oder eine
enge Freundschaft entwickelt.
Nach
neun Wochen überprüften die Forscher, welche Beziehung bis
dahin tatsächlich zwischen den Studenten entstanden war. Die
einfache Einschätzung, wie positiv sich die Beziehung entwickeln
würde, sagte am besten voraus, welche Art von Bekanntschaft
entstand, fanden Ramirez und Sunnafrank. Das war viel wichtiger als
eventuelle Gemeinsamkeiten oder Sympathie und völlig unabhängig
davon, ob die
Versuchsteilnehmer
drei, sechs oder zehn Minuten Zeit füreinander gehabt hatten.
Wer
erwartet, dass sich eine engere Beziehung zu einem anderen
entwickelt, verhält sich ganz anders, erklären die
Forscher. Er setzt sich zum Beispiel eher neben den anderen und
erzählt mehr über sich. "Das ist wie eine
selbsterfüllende Prophezeiung", sagt Ramirez. "Wir
fällen eine Entscheidung über die Art der Beziehung und das
hilft uns zu bestimmen, wie viel Bemühungen wir bereit sind, in
diese Beziehung zu investieren."
In
weiteren Versuchen wollen die Forscher nun herausfinden, ob das
gleiche auch für Liebesbeziehungen gilt. Dann könnten ganz
kurze Dates tatsächlich Sinn machen. "Romantische
Beziehungen sind vermutlich ähnlich – sie beginnen auch
mit Menschen, die sehr schnell ein Urteil fällen", sagt
Ramirez.
ddp/bdw
– Cornelia Dick-Pfaff
Quelle: http://www.wissenschaft.de/wissen/news/244701.html